Was zu sehen ist: Durch die Darstellung von zwei Größen in einer Grafik ist der Informationsgehalt höher und komplexer als z. B. bei der Tagesmitteltemperatur. Auch hier fällt der Wechsel
zwischen roten (warmen) und blauen (kühlen) Flächen ins Auge. In der Regel bedeuten rote Flächen, dass es tagsüber wärmer als im Mittel, blaue Flächen, dass es nachts kälter als im Mittel
des Bezugszeitraumes war. Beim Betrachten der zeitlichen Abfolge wird deutlich, dass sich die Flächen meistens abwechseln, an einigen Tagen aber auch gleichzeitig auftreten.
Das getrennte Auftreten der Farbflächen zeigt, dass die vorhandenen Luftmassen insgesamt wärmer oder kälter als normal waren: war es tagsüber zu warm, war es nachts nicht zu kalt,
und wenn es nachts zu kalt war, war es auch tagsüber nicht zu warm. Allerdings war es an einigen Tagen sowohl tags zu warm als auch nachts zu kalt, es sind also rote und blaue Flächen
gleichzeitig aufgetreten (z. B. an einigen Tagen Mitte Februar, Mitte April und auch Anfang November 2015). An diesen Tagen war der Tagesgang der Lufttemperatur - also der
Unterschied zwischen Höchst- und Tiefsttemperatur - ungewöhnlich groß, es waren meistens sehr klare und wolkenarme Tage und Nächte.
Der Abstand zwischen den schwarzen Linien der mittleren Höchst- und Tiefsttemperatur ist im Winter deutlich kleiner als im Sommer. Dies visualisiert die jahreszeitlichen Unterschiede
im Tagesgang der Lufttemperatur: während im Sommer große Differenzen zwischen Maximum- und Minimumtemperatur üblich sind, fällt der Tagesgang im Winter deutlich geringer aus.
Bemerkenswert ist dabei, dass im Winter die Temperaturschwankungen an einem Tag zwar eher gering sind, die Temperaturschwankungen zwischen warmen und kalten Tagen bzw.
Witterungsabschnitten aber größer sein können als im Sommer. Dies wird durch die Breite der grauen Hintergrundfläche deutlich: sie umfasst die Spanne zwischen den absolut höchsten
Maximum- und den absolut tiefsten Minimumtemperaturen im Bezugszeitraum. Im Sommer ist sie ungefähr 25 °C breit, im Winter kann sie über 30 °C umfassen. Wenn also in der kühlen
Jahreszeit eher geringe Unterschiede zwischen den Extremtemperaturen eines Tages und eher große Unterschiede im Temperaturniveau verschiedener Tage auftreten, dann verwundert
es nicht, dass an einigen Tagen die Höchsttemperaturen noch unter den mittleren Tiefsttemperaturen lagen (z. B. im Oktober 2015) und es an anderen Tagen so warm war,
dass die Tiefsttemperaturen höher als die mittleren Höchsttemperaturen waren (z. B. mehrfach im November und Dezember 2015). Dieser Effekt ist in den Sommermonaten äußerst
unwahrscheinlich.
Einzelne rote Spitzenwerte reichen im Juli und August sowie im November und Dezember 2015 bis an die Grenzen des grauen Bereichs oder auch darüber hinaus: an diesen Tagen
war es an dieser Wetterstation so warm wie selten oder nie zuvor im 65-jährigen Bezugszeitraum, es sind für einzelne Tage neue Rekord-Höchstwerte erreicht worden.